Gastartikel Michael Knabe

Der Autor Michael Knabe hat sich zur Blogparade „Lass deine Träume wahr werden“ ebenfalls Gedanken gemacht. Lest selbst, was er zum Thema zu sagen hat.

Glaskugel spiegelt einen See
 
Geträumt habe ich schon immer.

Als Kind träumte ich davon, meine Angebetete zu beeindrucken. Ich war ab der zweiten Klasse verliebt, lang und tief und endgültig, mit allen dazugehörigen Malaisen. Mit dem Beeindrucken ist es nichts geworden und ein Umzug erlöste mich schließlich von der unerfüllten Sehnsucht.

Geträumt habe ich schon immer.

Die Kindervorstellungen von fantastischen Flugobjekten, unterirdischen Laboren und einem eigenen Königreich wuchsen allmählich zu Geschichten im Kopf, eine Cinemathek unglaublicher Abenteuer aus Büchern, eigenen Ideen und Geschichten. Spätestens seit dem »Herrn der Ringe« wollte ich selbst schreiben, große, bedeutende Geschichten über Gefahren und Schrecken, Angst und Selbstüberwindung.

Geträumt habe ich schon immer.
Und dann die Träume aufgeschrieben. Der fünfte Band meiner Flüchtlings-Chroniken erscheint dieses Jahr, am sechsten arbeite ich, weitere Bücher setzen im Kopf Fleisch an. Diesen Traum habe ich mir erfüllt, nur noch nicht ganz. Die Auflagen meiner Bücher halten sich in Grenzen, noch ist kein Print-Prinz vor meinem Rapunzelturm erschienen, um mich ins Königsschloss der großen Publikumsverlage zu entführen.

Geträumt habe ich schon immer.
Zum Beispiel von einem Museum meiner Geschichten. Majestätisch thront dort der Königspalast von Golàbine auf seinem Felsen in einer enormen Vitrine. Winzig klein balanciert ein weißer Pavillon auf einer Säule aus Basalt über dem Fjord und auf den Bastionen lauern streichholzschachtelgroße Wurfmaschinen auf levanische Galeeren. Wasserläufe glitzern auf den Pappmaché-Bergen Faluns und Staub weht aus versteckten Düsen unter der Ruine eines levanischen Kastells.
Größenwahn? Narzissmus? Träume von Ruhm und Bewunderung?
Vermutlich, hinten im Kopf und gut vor mir selbst versteckt. Aber warum sollte ich nicht davon träumen? Nicht immer sind die besten Ziele solche, die man erreicht, sondern solche, die eine Richtung vorgeben, Leuchttürme in der Zeit, auf die man sich ein Stück zubewegen kann.

Geträumt habe ich schon immer. Ich werde weiter träumen, egal, welcher meiner Träume in Erfüllung geht.

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